Mein erster "Gehversuch" mit Ölfarben war eine Kopie von Van Goghs Sonnenblumen

(Version der Neuen Pinakothek München).

 

Knapp drei Jahre brauchte ich um es 2016 fertig zu stellen (Vincent brauchte vermutlich einen halben Tag).

 

Aber es zahlte sich aus, denn ich entdeckte mein Talent zur Malerei wieder und meine ungeahnte Vorliebe für Ölfarben.

 

Mir wurde klar:

für mich gibt es keinen Weg vorbei an der Kunst!

Ein weiter Weg ...

Etwas ausführlicher:

Lesezeit circa 5 minuten


 

Zu jener Zeit befand sich ein Trödelladen auf meinem Arbeitsweg. Eines schönen Samstages prangte dieser alte, unsauber gelb lackierte Holzrahmen von stattlicher Größe in der Auslage.
Um ihn spontan in der U-Bahn heimzufahren erschien er mir aber zu sperrig. Und wer kauft schon impulsiv Sperrgut beim Trödler?

 

In den kommenden Tagen geisterte mir der Rahmen weiter im Kopf herum. Zudem kam mir die Idee einer Kopie von Vincent Van Goghs Sonnenblumen in Kombination mit der gelben Lackierung. Dazu erfuhr ich, wie knifflig es sein kann, alte Rahmen zu erschwinglichen Preisen zu erstehen – da werden zügig dreistellige Beträge fällig.

 

Hatte ich eine Gelegenheit verpasst?

Das wollte ich bei nächster Gelegenheit wieder gut machen!

Mein Preislimit im Hinterkopf waren 50 Euro, darunter sollte er mir gehören!

Am nächsten Tag war es soweit: Ich hatte Glück – er war noch da. Offensichtlich schreckten Zustand und Dimensionen doch die meisten Kunden ab. Auf meine vorsichtige Frage nach den Preisvorstellungen grübelte der Verkäufer einige bedeutungsvolle Sekunden, hob die Augenbrauen und sprach: "10 Euro!"
Phantastisch! Ich stimmte zu und zufrieden schleppte ich das knapp 80x90 Zentimeter messende Monstrum aus Massivholz heim.

Van Gogh arbeitete in seinen Gemälden meist ohne Vorzeichnung und begann direkt mit Farben. Seine Bilder geben noch immer einen Eindruck von der impulsiven Arbeitsweise.


Kaum vorstellbar ist allerdings die Geschwindigkeit mit der Vincent zu Werke ging. Viele der Bilder sind an nur einem Tag entstanden. Das ist noch schwieriger zu glauben, wenn man sich einmal an einer detaillierten Kopie versucht hat.

Zweiter Akt – Leinwand und Vorzeichnung


Um Ehrlich zu sein, das Schnäppchen beim Rahmen relativierte sich bei der Auswahl einer passenden Leinwand. Das Format war schlicht weit außerhalb jeder Norm. Also musste eine Spezialanfertigung her – dank Vincents Vorlage wenigstens ungrundiert und somit minimal günstiger.

Ich konnte auf eine Vorzeichnung nicht verzichten. Sie ist allerdings mit gelbem Buntstift gezeichnet um später nicht mehr durchzuschimmern, wie dies etwa bei Kohle mitunter der Fall ist.

An dieser Stelle ein Materialhinweis:

Leinwand frisst Buntstifte zum Frühstück! Für die verhältnismäßig wenigen Striche gingen tatsächlich mehrere Zentimeter durch den Anspitzer.

Dritter Akt – Die Ölfarbe

An meinen Sonenblumen mochte ich besonders die warme und kräftige Palette. Im Nachhinein kann ich sagen, dass viele meiner Bilder immernoch eine ähnliche Farbigkeit haben. Meine Farbwahl liegt also relativ nah an Van Goghs.
 

Auch die organischen Formen – z.B. an der verwelkten Blume rechts im Bild – kamen meinem eigenen Pinselstrich sehr entgegen.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit Vincents typischem Tüpfelstrich. Dieser liegt mir eher nicht. Außerdem kostet die Technik bei einer Kopie sehr viel Geduld (hier mit Unterbrechungen über zwei Jahre). Und geduldig sein fällt mir in der Malerei auch jetzt noch oft schwer.

Vierter Akt – die Belohnung

Das Endergebnis hat mir dennoch sehr gefallen und hat es tatsächlich an die Wohnzimmerwand geschafft.

 

Das Bild hat mir die Angst vor Ölfarben genommen und zeitgleich meinen Respekt gegenüber den alten und jungen Meistern gesteigert.

 

Am Ende stand mein Entschluss fest, mich von nun an intensiver mit der Malerei zu beschäftigen.

01. Mai 2020

Erster Akt – Der Rahmen

Tatsächlich war dieses mein erstes Bild mit Ölfarben. Zuvor war ich lange abgeschreckt vom Aufwand und der alt-ehrwürdigen Aura.

Aber für eine Van Gogh Kopie gab es keine Alternative.

 

Der wesentliche Unterschied zu Acrylfarben ist der viel längere Trocknungsprozess wegen des Öls als Malmittel. Dick aufgetragene Farben benötigen teilweise Monate zum vollständigen Trocknen, manchmal sogar länger.


Während des Malens können so über lange Zeit Korrekturen erfolgen. Das Schönste sind jedoch die hohe Brillanz der Farben und die geschmeidige Verarbeitung.